Page 22 - KABINETT-2020-01
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Wirtschaft





                  Hans  Peter  Wollseifer, seit
                  2010  Präsident  der  Hand-
                  werkskammer  zu  Köln  (im
                  Weiteren HWK), berichtet im
                  Interview über die Arbeit sei-
                  ner  Kammer.  Besonders  die
                  Bewältigung der aktuellen
                  Herausforderungen des Hand-
                  werks und die Unterstützung
                  sowohl von  Betriebsinhabern
                  als auch  von Auszubildenden
                  und denen, die es werden wol-
                  len, stehen hierbei im Fokus.




                                                                                                Hans Peter Wollseifer; Foto © Boris Trenkel

                                    Handwerkskammer zu Köln –

               Unterstützung vom ersten bis zum letzten Schritt



            Herr Wollseifer, vor  welcher  größe‑  interessierten Bürgerinnen und Bürger in-  anstaltung AZUBI MEETUP HANDWERK,
            ren Herausforderung steht Ihrer Mei‑   dividuell, auch hinsichtlich der zu erwar-  die Ende Mai in der Lanxess-Arena statt-
            nung nach das Handwerk in Köln?        tenden Kosten. Hier kann man von einer   fand. Hier haben wir gemeinsam mit
            Die größte Herausforderung ist für alle   sehr guten Zusammenarbeit sprechen.  den Kreishandwerkerschaften die größ-
            Handwerksbetriebe gleich: der eklatan-                                       te Ausbildungsbörse des Handwerks im
            te Fachkräftemangel. Dazu  kommen      Welche Maßnahmen ergreift Ihre HWK,   Raum Köln auf die Beine gestellt – und
                                                   um  junge  Menschen  für eine  Ausbil‑
            die hohen bürokratischen Hürden, vor   dung im Handwerk zu begeistern?       das mit tollem Erfolg. Vor Ort waren 70
            denen unsere Mitgliedsbetriebe stehen.                                       Handwerksbetriebe und über 1.000 jun-
            Natürlich beschäftigen uns auch die    Sehr viele! Wir haben 130 verschiedene   ge Besucherinnen und Besucher.
            Bauzinsen,  die  Inflation,  sowie  Mate-  Ausbildungsberufe im Handwerk. Unser
            rial- und Energiepreiskosten.          Team der Karrierewerkstatt unterstützt   Inwieweit profitieren Handwerksbe‑
                                                                                         triebe  in  Köln von  den  Konjunktur‑
                                                   Schülerinnen und Schüler dabei, aus die-
            Nicht zu unterschätzen ist in Köln auch   ser Vielzahl an Möglichkeiten, die indivi-  programmen und Fördermitteln der
            die enorme Parkplatzproblematik: Fahr-  duell passende Ausbildung zu finden. Die   Bundesregierung?
            radstraßen, entzogener Parkraum. Wenn   Beratungen finden in unseren modernen   Sowohl in der Coronazeit als auch im
            man zum Beispiel einen Dachstuhl neu   Räumlichkeiten am Heumarkt statt.  Wir   letzten Jahr, als die Energie- und Ma-
            aufbaut, kann man nicht mit dem Lasten-  vermitteln auch Praktikumsbetriebe.   terialpreise nach oben schnellten, sind
            rad zur Baustelle fahren. Unsere Betriebe   Außerdem haben wir sogenannte „Aus-  viele unserer Betriebe sehr in Bedräng-
            sind enorm auf den Individualverkehr an-  bildungsbotschafterinnen und Ausbil-  nis geraten. Unsere Aufgabe war und ist
            gewiesen, um die Ansprüche von Kundin-  dungsbotschafter“, die in Schulen gehen   es immer wieder, auf diese Herausforde-
            nen und Kunden bedienen zu können.     und dort aus erster Hand die Gewerke   rungen aufmerksam zu machen, damit
            Wie  beurteilen  Sie  die  Zusammen‑   vorstellen, in denen sie tätig sind und   unsere mittelständischen Handwerks-
            arbeit zwischen der Stadt Köln und     ihre persönlichen Erfahrungen mit den   betriebe von Bund, Land und Kommu-
            den Handwerksbetrieben in Bezug        Schülerinnen  und  Schülern  teilen.  Dies   nen nicht übersehen werden. Besonders
            auf Fördermaßnahmen?                   geschieht zum Beispiel im Rahmen unse-  in den zurückliegenden Monaten haben
            Wir haben eine größere Initiative mit der   rer kammerweiten Schul-Tourneen, die   wir uns dafür stark gemacht, dass unsere
            Stadt Köln und der RheinEnergie, mit der   von März bis Oktober stattfinden. Auch,   Mitgliedsbetriebe die finanzielle Unter-
            wir gemeinsam versuchen, unseren Kun-  wer von einem Studium in eine Ausbil-  stützung erhielten, die sie brauchen, um
            dinnen  und  Kunden  Photovoltaik-  und   dung wechseln möchte, findet bei uns   am Markt weiter bestehen zu können.
            Solaranlagen näherzubringen. Als Hand-  die richtige Ansprechperson.         Wie sieht es mit der Digitalisierung
            werkskammer vermitteln wir die ent-    Dass wir auch immer wieder neue Wege   im Handwerk aus?
            sprechenden Betriebe und beraten die   der Ansprache gehen, zeigt unsere Ver-  Das Handwerk  hat schon lange  viele


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