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Wirtschaft
Hans Peter Wollseifer, seit
2010 Präsident der Hand-
werkskammer zu Köln (im
Weiteren HWK), berichtet im
Interview über die Arbeit sei-
ner Kammer. Besonders die
Bewältigung der aktuellen
Herausforderungen des Hand-
werks und die Unterstützung
sowohl von Betriebsinhabern
als auch von Auszubildenden
und denen, die es werden wol-
len, stehen hierbei im Fokus.
Hans Peter Wollseifer; Foto © Boris Trenkel
Handwerkskammer zu Köln –
Unterstützung vom ersten bis zum letzten Schritt
Herr Wollseifer, vor welcher größe‑ interessierten Bürgerinnen und Bürger in- anstaltung AZUBI MEETUP HANDWERK,
ren Herausforderung steht Ihrer Mei‑ dividuell, auch hinsichtlich der zu erwar- die Ende Mai in der Lanxess-Arena statt-
nung nach das Handwerk in Köln? tenden Kosten. Hier kann man von einer fand. Hier haben wir gemeinsam mit
Die größte Herausforderung ist für alle sehr guten Zusammenarbeit sprechen. den Kreishandwerkerschaften die größ-
Handwerksbetriebe gleich: der eklatan- te Ausbildungsbörse des Handwerks im
te Fachkräftemangel. Dazu kommen Welche Maßnahmen ergreift Ihre HWK, Raum Köln auf die Beine gestellt – und
um junge Menschen für eine Ausbil‑
die hohen bürokratischen Hürden, vor dung im Handwerk zu begeistern? das mit tollem Erfolg. Vor Ort waren 70
denen unsere Mitgliedsbetriebe stehen. Handwerksbetriebe und über 1.000 jun-
Natürlich beschäftigen uns auch die Sehr viele! Wir haben 130 verschiedene ge Besucherinnen und Besucher.
Bauzinsen, die Inflation, sowie Mate- Ausbildungsberufe im Handwerk. Unser
rial- und Energiepreiskosten. Team der Karrierewerkstatt unterstützt Inwieweit profitieren Handwerksbe‑
triebe in Köln von den Konjunktur‑
Schülerinnen und Schüler dabei, aus die-
Nicht zu unterschätzen ist in Köln auch ser Vielzahl an Möglichkeiten, die indivi- programmen und Fördermitteln der
die enorme Parkplatzproblematik: Fahr- duell passende Ausbildung zu finden. Die Bundesregierung?
radstraßen, entzogener Parkraum. Wenn Beratungen finden in unseren modernen Sowohl in der Coronazeit als auch im
man zum Beispiel einen Dachstuhl neu Räumlichkeiten am Heumarkt statt. Wir letzten Jahr, als die Energie- und Ma-
aufbaut, kann man nicht mit dem Lasten- vermitteln auch Praktikumsbetriebe. terialpreise nach oben schnellten, sind
rad zur Baustelle fahren. Unsere Betriebe Außerdem haben wir sogenannte „Aus- viele unserer Betriebe sehr in Bedräng-
sind enorm auf den Individualverkehr an- bildungsbotschafterinnen und Ausbil- nis geraten. Unsere Aufgabe war und ist
gewiesen, um die Ansprüche von Kundin- dungsbotschafter“, die in Schulen gehen es immer wieder, auf diese Herausforde-
nen und Kunden bedienen zu können. und dort aus erster Hand die Gewerke rungen aufmerksam zu machen, damit
Wie beurteilen Sie die Zusammen‑ vorstellen, in denen sie tätig sind und unsere mittelständischen Handwerks-
arbeit zwischen der Stadt Köln und ihre persönlichen Erfahrungen mit den betriebe von Bund, Land und Kommu-
den Handwerksbetrieben in Bezug Schülerinnen und Schülern teilen. Dies nen nicht übersehen werden. Besonders
auf Fördermaßnahmen? geschieht zum Beispiel im Rahmen unse- in den zurückliegenden Monaten haben
Wir haben eine größere Initiative mit der rer kammerweiten Schul-Tourneen, die wir uns dafür stark gemacht, dass unsere
Stadt Köln und der RheinEnergie, mit der von März bis Oktober stattfinden. Auch, Mitgliedsbetriebe die finanzielle Unter-
wir gemeinsam versuchen, unseren Kun- wer von einem Studium in eine Ausbil- stützung erhielten, die sie brauchen, um
dinnen und Kunden Photovoltaik- und dung wechseln möchte, findet bei uns am Markt weiter bestehen zu können.
Solaranlagen näherzubringen. Als Hand- die richtige Ansprechperson. Wie sieht es mit der Digitalisierung
werkskammer vermitteln wir die ent- Dass wir auch immer wieder neue Wege im Handwerk aus?
sprechenden Betriebe und beraten die der Ansprache gehen, zeigt unsere Ver- Das Handwerk hat schon lange viele
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